Von Christian Lehmann - 20.05.22 – Punktgleich und trotzdem Meister - das geht doch gar nicht?!? Ein bisschen gewundert haben wir uns schon, als wir in dieser Woche einen jubelnden TuS Hiltrup III auf dessen Social Media Kanälen sahen. Die Mannschaft von Ralf Angerstein war vor dem Spiel am Donnerstag gegen GW Albersloh II zwar Tabellenführer, hatte aber ebenso wie Verfolger Werner SC III 61 Punkte auf dem Konto. Während der WSC schon alle Saisonspiele hinter sich gebracht hat, standen für den TuS noch vier aus. Reine Formsache, aber noch kein Grund zum Jubeln. Weil die Osttor-Boys jedoch fälschlicherweise davon ausgingen, dass bei Punktgleichheit am Saisonende der direkte Vergleich über Titel und Aufstieg entscheidet, wurde schon mal gefeiert.

Klassischer Fall von zu früh gefreut. Wir haben uns nochmal die Durchführungsbestimmungen (Punkt „Gleichstand am Saisonende) durchgelesen und zusätzlich beim Kreisvorsitzenden Norbert Krevert nachgehakt. Auch der stellt klar: „Bei Punktgleichheit am Ende der Saison gibt es ein Entscheidungsspiel.“ Der direkte Vergleich wäre nur zum Tragen gekommen, wenn die Saison im Zuge der Corona-Pandemie mal wieder hätte abgebrochen und über einen Punktequotienten gewertet werden müssen. Das ist zum Glück nicht der Fall. Am Donnerstagabend machten die Hiltruper dann aber auch rechnerisch alles klar, sie besiegten Alberslohs Reserve mit 5:0 und sind nun definitiv durch. Wir gratulieren ganz herzlich!

Talsohle durchschritten
„Es kam ja nicht so überraschend“, sagt Angerstein mit einem Augenzwinkern. Der Coach, der zudem im Hauptvorstand des TuS Hiltrup Herr der Finanzen ist, hat nach eigener Aussage „den ganzen Schmuh mitgemacht“. Seit vier Jahren ist er für die Dritte verantwortlich. Als er die Truppe vor der Saison 2018/19 übernahm, war ein Umbruch zu bewerkstelligen. Fast die gesamte Truppe der legendären „Kategorie vier“, die in der Spielzeit zuvor den C-Liga-Titel geholt hatte, wanderte in Richtung GW Amelsbüren ab, Angerstein und sein Trainerkollege Nico Appelhoff mussten eine komplett neue Truppe aus dem Boden stampfen und beendeten die Saison mit nur einem Punkt. Nach Platz elf 2020 und Platz zwei 2021 steht nun die triumphale Rückkehr in die Kreisliga B an.

„Wir haben die Truppe am Laufen gehalten, ein paar gute Jungs zurück geholt und mit vielen Hiltrupern eine neue Mannschaft aufgebaut. Erfolg macht sexy, irgendwann kamen die neuen Leute von ganz alleine. Inzwischen haben wir einen Kader zusammen, der in der C-Liga nur schwer zu schlagen ist“, freut sich Angerstein, der nach nur einer Niederlage und einem Remis aus bisher 23 Spielen seine Mission als beendet ansieht. Er übergibt den Stab im Sommer an Yannik Pilk, aktuell Trainer der Reserve bei GW Amelsbüren.

Starkes Mittelfeldzentrum
Schon in diversen Vorbereitungsspielen gegen B-Ligisten war zu sehen, dass die Truppe durchaus zu höherem berufen ist. „Wir haben ein Mittelfeld, das in der Liga seinesgleichen sucht“, sagt Angerstein. Weil die Truppe gerade im Zentrum über enorme Qualität verfügt, wird häufig durch die Mitte kombiniert, das hat bisher 119 Mal zum Torerfolg geführt. Auch defensiv ist die Mannschaft um Kapitän Jonas Gunsthövel das Maß aller Dinge in der Liga, sie kassierte nur 15 Gegentreffer.

Zwischen der Dritten und der Vierten, die in der Kreisliga C1 als Achter auch mehr als respektabel unterwegs ist, herrscht ein außerordentlicher Zusammenhalt. Die rund 60 Mann starke Gemeinschaft trainiert parallel, hilft sich gegenseitig und macht über die Pfingstfeiertage auch noch eine gemeinsame Tour. Das letzte Saisonspiel der Dritten gegen die SG Selm II soll dann nochmal ein großes Highlight werden: gespielt wird auf dem Hauptplatz am Osttor vor, so hoffen Team und Trainer, großer Kulisse.

Quelle: TuS Aktuell Nr. 16