MÜNSTER Zweifellos ist Yannick Gieseler die Führungsfigur schlechthin beim TuS Hiltrup. Nach langer Verletzungspause ist der 27-Jährige wieder einsatzfähig und traf auch beim 1:2 in Stadtlohn für den Westfalenligisten. Dennoch steckt das Team in der Krise, liegt auf einem Abstiegsplatz. Der Kapitän analysiert den Niedergang und legt im MZ-Gespräch den Finger in einige offene Wunden.
Sie haben seit August pausieren müssen. Wie weit sind Sie nach der Auszeit?
Gieseler: Der Fuß macht keine Probleme mehr. Mein Fitnesszustand ist natürlich nicht so, wie er zu diesem Saisonzeitpunkt sein müsste.
Sie waren bei weitem nicht der einzige Verletzte. Hat sich die Mannschaft zu lange dahinter versteckt, dass viele Leistungsträger fehlten?
Gieseler: Das kann gut sein. Wenn die Leute zurückkehren, heißt das ja nicht automatisch, dass sie bei 100 Prozent sind. Es stimmt, oft wurde so argumentiert. Aber es war ja nicht so, dass mit den Comebacks alles besser wurde.
Sie waren 2009 schon in Hiltrup, als der TuS völlig unerwartet aus der Westfalenliga abstieg. Ist die Saison jetzt ähnlich, da viele den Kader für zu stark halten?
Gieseler: Nein, der Vergleich hinkt. Der Ablauf war damals ganz anders. Wir hatten eine ordentliche Hinrunde gespielt, waren Siebter. Das war eine trügerische Sicherheit. Wenn jetzt noch jemand behauptet, wir seien zu gut für den Abstieg, soll er nur mal schauen, wie viele Tore wir geschossen haben (elf, d. Red.). Ich kann das nicht mehr hören.
Steckt die Mannschaft bereits in einem fatalen Negativstrudel?
Gieseler: Absolut. Die Verunsicherung ist greifbar. Wir haben auch viele junge Spieler, die waren mit einer solchen Situation noch nie konfrontiert. Inzwischen sind es ja nicht mehr nur die Unzulänglichkeiten im Abschluss, sondern es kommen auch noch dicke Böcke in der Abwehr hinzu. Ich will da gar keine Namen nennen. Jeder weiß, wenn er gemeint ist. Jeder muss sich jetzt an die eigene Nase fassen und sich steigern.
Sie sprechen die jungen Spieler an. Von denen gibt es zahlreiche, aber eben auch viele erfahrene Kräfte. Gibt es Spannungen zwischen den Gruppen?
Gieseler: Manchmal hat man zumindest das Gefühl, dass da eine Grüppchenbildung herrscht. Aber in so einer Situation müssen gerade wir Älteren vorangehen. Die, die beanspruchen, Leistungsträger zu sein, müssen Verantwortung übernehmen. Das kann ich von den Jungs aus den Jahrgängen 1990 oder 1991 doch nicht erwarten.
Ein anderer Vorwurf lautet, die Mannschaft wirke tot auf dem Platz.
Gieseler: Da mag etwas dran sein. Wir haben eher ruhige Typen in der Truppe, uns fehlen die Lautsprecher. Aber das war letztes Jahr in der Aufstiegssaison auch nicht anders. Dieser Kritikpunkt kommt natürlich erst jetzt zum Tragen, da es negativ läuft.
Was macht Ihnen Hoffnung, dass sich der TuS von den Abstiegsrängen befreit?
Gieseler: Es ist ja gerade erst die Hälfte der Saison gespielt. Aber ich muss auch zugeben, dass ich vor dem 1:2 am Sonntag in Stadtlohn dermaßen zuversichtlich war. Und trotzdem haben wir verloren. Da schwindet dann natürlich ein Stück Hoffnung. Es ist eine ganz schwierige Situation. Eigentlich würde ich sagen: Wenn wir so spielen wie am Sonntag oder in der ersten Halbzeit gegen Hövelhof, kann uns nichts passieren. Andererseits weiß ich auch: Wenn wir das Tor nicht treffen, werden wir nie ein Spiel gewinnen.
Der Blick auf die Tabelle ist wenig verheißungsvoll. Dass Rheine, Paderborn II oder Stadtlohn absteigen, mag niemand glauben. Aber genau diese Mannschaften stehen direkt vor Hiltrup.
Gieseler: Orientieren sollten wir uns eher an Bad Oeynhausen oder Vreden. Aber bevor wir auf andere Teams schauen, tun wir gut daran, bei uns Hand anzulegen. Da muss etwas passieren. Wenn wir in der ganzen Hinrunde nur zwei Spiele gewinnen, stehen wir völlig zurecht da unten.
Quelle: Heimspiel Online