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Die Kapitäne - Yannick Gieseler: Auch verletzt mittendrin statt nur dabei

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Wer Teamsport betreibt, kommt ohne ihn nicht aus: Den Mannschaftskapitän. Er kann viele Aufgaben haben, muss vermitteln, vertreten, kommunizieren, organisieren, entscheiden. Denn eines ist der „Käpt´n“ in keiner Sportart: Ein Frühstücksdirektor oder Grüßaugust. echo-muenster.de hat sich Disziplin-übergreifend mit diesem Amt beschäftigt, die Ergebnisse unserer Recherche lesen Sie in diesen Tagen regelmäßig in unserem Portal.

Name: Yannick Gieseler

Alter: 27 Jahre

Sportart: Fußball

Verein: TuS Hiltrup

Funktion: Spielführer der Westfalenliga-Mannschaft des TuS

 

Unter den vielen Verletzten, die der TuS Hiltrup nach seinem Aufstieg in die Westfalenliga zu beklagen hat(te), ist Yannick Gieseler ein Pechvogel der besonderen Sorte. Gerade einmal 35 Minuten stand er in dieser Saison auf dem Rasen, dann kam das, was Gieseler heute sarkastisch „als eine wundervolle Grätsche meines Gegenspielers“ bezeichnet: Ein Dorstener rauschte dem 27-jährigen Defensivakteur derart in die Parade, dass der Hiltruper einen doppelten Bänderriss – und noch schlimmer – einen Haarriss im Schienbein davontrug. Das war am zweiten Spieltag, den ersten hatte Gieseler aufgrund einer anderen Blessur verpasst. Derweil arbeitet der TuS-Kicker an seinem Comeback, und hofft, dass es vielleicht schon am Samstag im Westfalenpokal beim Liga-Konkurrenten FC Bad Oeynhausen zu einem kurzen Einsatz reicht.

1315 Minuten verpasst

Das Bemerkenswerte an der Geschichte ist aber, dass Gieseler – obwohl er von 1350 möglichen Liga-Spielminuten 1315 verpasste – unangefochten der Mannschaftskapitän in der Elf von Trainer Andree Kruphölter geblieben ist. Auch, wenn auf dem Platz seither Patrick Günner die Binde um den Arm hat. Der Chef der Truppe heißt Gieseler. Und er ist immer dabei: Ob auswärts oder daheim, der 27-Jährige sitzt immer auf der TuS-Bank und bringt sich ein. Lediglich eine Partie verpasste der Hiltruper in seiner Leidenszeit.

Im vierten Jahr ist Gieseler beim TuS, im dritten Kapitän. Geworden ist er das unter Trainer Rainer Leifken, der einen Mannschaftsrat bestimmte, welcher den Spielführer aus seinen Reihen bestimmte. Leifkens Nachfolger Thomas Fuchtmann und Kruphölter wandten sich bei ihrer Amtsübernahme sofort an den Defensivmann, ob er die Binde weiter tragen wolle. „Da habe ich natürlich Ja gesagt. Ich mache das sehr gerne. Und zudem ist diese Art von Wertschätzung auch ein schönes Gefühl!“ Und ein Amt mit Verantwortung, und der stellt sich Gieseler. Seine Definition vom Kapitäns-Dasein: „Auf dem Spielfeld mit guten Leistungen vorangehen. Wenn´s mal weniger läuft, verbale Ansprachen und der Versuch, Impulse zu geben, damit wir das Ruder rumreißen. Außerhalb des Platzes der Dialog mit den vielen jungen Spielern. Da gibt es immer Situationen und Sachen im Spiel oder im Umfeld, wo man den Jungen eine Richtung vorgeben muss.“ Loben und Tadeln gehört quasi zum Job dazu.

GieselerGieseler hofft auf ein zeitnahes Comeback.

„Eine andere Wahrnehmung“

Dass er sportlich nicht mehr eingreifen konnte, hat Gieseler nicht davon abgehalten, sich voll einzubringen. „Deshalb bin ich immer bei allen Spielen dabei. Wenn man am Spielfeldrand steht, sieht man einiges besser, hat eine andere Wahrnehmung als auf dem Platz. Man ist da auch nicht so emotionalisiert. Wenn ich etwas bemerke, dann reflektiere ich das und versuche halt trotzdem zu korrigieren und zu verbessern.“ Dabei hilft Gieseler der gute Draht in beide Richtungen: Sowohl zu Coach Kruphölter, als auch zur Mannschaft. Zwischen diesen beiden Elementen ist der 27-jährige Bankkaufmann Mittler. „Die Kommunikation mit dem Trainer ist sehr wichtig, wir reden viel miteinander, über Spieler, übers System, über das letzte Spiel. Andree hat, als er hier anfing, viele neue Ideen reingebracht, das habe ich meinen Jungs vermittelt. Und auch in die andere Richtung geht das so“, berichtet Gieseler.

„Einfacher, das eigene Spiel zu beeinflussen“

In einer Sache sieht der TuS-Käpt´n bei sich selbst noch Luft nach oben. Gieseler ist keiner, der bei jedem Foul direkt beim Schiedsrichter steht, sich beklagt, meckert, anklagt oder sonst irgendeinen Trouble macht, der Hiltruper gilt als sehr besonnen. „Vielleicht sollte ich da mehr in Erscheinung treten. Einige Spielführer und Trainer wollen ja den Schiri immerzu beeinflussen. Ich habe da eine andere Meinung: Erstens habe ich noch keinen Referee gesehen, der eine getroffene Entscheidung zurücknimmt, egal wie viele auf ihn einreden. Und zweitens ist es einfacher, das eigene Spiel zu beeinflussen als den Schiri!“

Fast alle Prozentpunkte bei Gieselers Amtsausübung sind also erfolgs- und zielorientiert verquickt. Im organisatorischen Bereich ist nicht viel zu tun, denn beim TuS wird alles Drumherum von der Sportlichen Leitung und den vielen Betreuern erledigt. „Es kann mal vorkommen, dass ich in einem Party-Komitee mitmache. Ansonsten lässt der Stab mir eigentlich nichts über“, grinst der 27-Jährige, der sich jetzt darauf freut, in ganz naher Zukunft auch wieder in Pflichtspielen auf dem Platz voranzugehen.

Lutz Hackmann

Quelle: Echo Münster

(ab, 18.11.2011)
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